Schriftgrad:
normale Schrift einschaltengroße Schrift einschaltensehr große Schrift einschalten
 
Facebook
YouTube
Niedersachsen vernetzt
 
Teilen auf Facebook   Teilen auf X   Als Favorit hinzufügen   Link zur Seite versenden   Druckansicht öffnen
 

15.09.2004 - Gefahrguteinsatz in Amelgatzen

Das wichtigste in Kürze:

 

Einsatzbeginn Mittwoch, 15. September 2004  -  20:56 Uhr
Einsatzort  Emmerthal - Amelgatzen, Eisenbahnbrücke
Einsatzkräfte FF Amelgatzen, Umweltzug der Kreisfeuerwehr
Einsatzstichwort Gefahrgutunfall
Lagemeldung der ersten Kräfte  Eimer steht qualmend auf der Brücke...
Lagemeldung des Einsatzleiters Stoffnummer UN 3082 ermittelt
Verletzte Personen keine
Sachschaden (laut Polizei) nicht ermittelt
Einsatzende Mittwoch, 15.09.2004 - 22:30 Uhr
Sonstiges -


Am Mittwoch, den 15. September 2004 kam es auf der Eisenbahnbrücke in Amelgatzen zu einem ungewöhnlichen Gefahrguteinsatz mit dem Stoff Dichlorhexan. Dieser flüssige und farblose Stoff ist giftig und reizt die Atemwege. Von den Dämpfen geht Explosionsgefahr aus; bei Erhitzung besteht Brandgefahr und es können sich Chlorwasserstoff und Kohlenoxide bilden.

Die Brücke ist zur Zeit Teil einer Baustelle, bei der die Fahrbahndecke erneuert wird. Im Baustellenbereich entdeckten vorbeifahrende Autoinsassen den ca. 10 - 15 Liter fassenden Eimer von dem eine Qualm / Dampfentwicklung ausging. Die alarmierte FF Amelgatzen unter der Einsatzleitung von GemBM Klaus Bonhagen näherte sich dem Gebinde und konnte die UN-Nummer 3082 ermitteln. Nach Abfrage der Gefahrstoffdatenbank in der FEL/RLS ergab sich, dass zum Eigenschutz Pressluftatmer bzw. Chemikalienschutzanzug empfohlen wird. Gemeindebrandmeister Bonhagen liess daraufhin den Umweltzug der Kreisfeuerwehr, der in Kirchohsen stationiert ist alarmieren. Dieser hat neben den Chemikalienschutzanzügen auch Zugriff auf chemikalienresistente Überfässer, die in der FTZ Kirchohsen lagern.

Die Einsatzkräfte beförderten den Eimer unter der notwendigen Eigensicherung in ein Überfass und transportierten dieses Gebinde zu einem Hamelner Entsorgungsunternehmen.

Bei dem Stoff handelt es sich um einen Teil eines zweikomponentigen Klebers, der im Strassenbau Verwendung findet. Nach Ermittlungen der Polizei konnte der Vorarbeiter der Baufirma den Vorgang so erklären, dass bei der Vermengung des Klebers mit dem Härter immer Wärme entsteht (exotherme Reaktion). Eine Restmenge im Eimer in Verbindung mit dem einsetzenden Regen könnte dann eine Wasserdampfwolke erzeugt haben. Von einer Gefährdung der Umwelt sei nicht auszugehen.

 

Gefahrgut Gefahrgut
Vorbereiten des CSA-Einsatzes... ...ein Trupp unter PA
Gefahrgut Gefahrgut
Koordination der Kräfte... ...Warteposition mit Gummihandschuhen
Gefahrgut Gefahrgut
Das Überfass wird... ...zum havarierten Eimer gebracht...
Gefahrgut Gefahrgut
...und in den LKW... ...verfrachtet.

 

Dieser Artikel erschien in der Dewezet am 17.09.2004:


Dämpfe auf der Brücke: Alarm für den Umweltzug !Gefahrgut-Einsatz in Amelgatzen

 

Amelgatzen (ube). Nächtlicher Gefahrguteinsatz auf der Brücke in Amelgatzen: Am späten Mittwochabend bargen Spezialisten des Umweltzuges einen verdächtigen Behälter, aus dem Qualm aufstieg. Auf das Etikett hatte der Hersteller den internationalen Code 3082 aufgedruckt. Diese vier Ziffern verrieten der Feuerwehr, dass zumindest ein Inhaltsstoff des 2-Komponentenklebers gefährlich ist. Es handelte sich um 1,6-Dichlorhexan. Die Chemikalie ist giftig, reizt die Atemwege. "Explosionsgefahr durch Dämpfe möglich", heißt es im Informationsblatt. Und: "Bei Erhitzung oder Feuer Bildung von Chlorwasserstoff und Kohlenoxiden." Vorsicht war also geboten.

Die Angaben zum Stoff, die Disponent Thomas Ebeling in der Feuerwehr- und Rettungsleitstelle des Landkreises per Computer recherchiert hatte, führten dazu, dass Emmerthals Gemeindebrandmeister Klaus Bonhagen zum Rückzug blies. Die Freiwilligen der Feuerwehr Amelgatzen sperrten den Fundort weiträumig ab, warteten auf das Eintreffen des Umweltzuges aus Kirchohsen. Die Experten waren rasch vor Ort. Zwei Teams rüsteten sich auf der Landesstraße 431 mit schwerem Atemschutz aus und zogen sich grüne Chemikalienschutzanzüge über, die ihnen das Aussehen von Marsmenschen verliehen. Der in der Zwischenzeit eingetroffene Chemiker und Kreisgefahrgut-Beauftragte Frank Wöbbecke erkundete die Lage - und entschied: Schutzanzüge sind angesichts der kleinen Menge nicht nötig. Handschuhe und
schwerer Atemschutz reichen zur Bergung aus.

Dann passierte etwas, womit niemand gerechnet hatte: Der in einem Gasthof einquartierte und von der Polizei telefonisch informierte Bauleiter erschien auf der Bildfläche, ging hinter die Absperrung, griff sich den qualmenden Eimer und trug ihn eine Böschung hinunter. Ermittler stoppten den 50-Jährigen. Der Mann, so ein Beamter, habe keine schlüssige Erklärung für sein Tun parat gehabt. Wenig später stellten Experten den Eimer in ein Überfass und brachten die Fracht zu einem Entsorgungsunternehmen nach Hameln. Die letzten Kräfte rückten um 22.48 Uhr ein.

Nachtrag: Auf der Brücke wird seit Monaten der Belag erneuert. Möglich, dass der nicht mit einem Deckel verschlossene Eimer aus Versehen auf der Baustelle zurückgelassen wurde. Ein aufmerksamer Autofahrer hatte Qualm aufsteigen sehen, Verdacht geschöpft und um 20.42 Uhr die Feuerwehr alarmiert.

Mit freundlicher Genehmigung der Dewezet, 17.09..2004