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20.05.2011 - Übung der KFB Ost in Hannover / Hemmingen

Am Freitag, 20.05.2011 meldete sich die Kreisfeuerwehrbereitschaft Ost der Kreisfeuerwehr Hameln-Pyrmont um 17:00 Uhr am Sammelpunkt in Marienau einsatzbereit. Die Bereitschaft erhielt den Einsatzbefehl, nach Hemmingen bei Hannover zu verlegen. Dort sollte ein umfangreiches Übungszenario auf die Einsatzkräfte warten. 

 

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Nachdem die Bereitschaft in Kolonnenfahrt das Ziel auf dem Parkplatz der Kooperativen Gesamtschule (KGS) in Hemmingen erreicht hatte, löste sich die Führungsgruppe aus dem Verband und fuhr den von der Feuerwehr Hemmingen besetzten Meldekopf an. Dort erhielten die Führungskräfte eine Einweisung in die Lage:

In der KGS war im Gebäude der Sekundarstufe II aus bislang ungeklärter Ursache ein Feuer ausgebrochen. Mehr als 40 Personen galten zum Zeitpunkt des Eintreffens als vermisst; eine genaue Zahl war noch nicht ermittelt worden. In allen drei Geschossen des Gebäudes (Keller bis 1. OG) hatte zum Zeitpunkt des Brandausbruches Unterricht stattgefunden, so dass die vermissten Personen über das gesamte Gebäude verteilt waren. 

 

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Bereitschaftsführer Thomas Küllig ließ die vier Zugführer mit den jeweiligen Führungsfahrzeugen bis zum Meldekopf vorziehen und erteilte dann den Zugführern die Einsatzbefehle: Der 1. Zug (Fachzug Wassertransport) sollte die Brandbekämpfung vornehmen. Die Atemschutzgeräteträger wurden dem 2. Zug unterstellt. Der 2. Zug sollte gemeinsam mit dem 4. Zug für die Menschenrettung aus dem Gebäude verantwortlich zeichnen, während der 3. Zug für die Wasserförderung aus dem ca. 300 Meter entfernten Bünte-See zuständig war und seine Atemschutzgeräteträger dem 4. Zug unterstellt hatte.

 

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Die vermissten Personen (Schüler und Lehrer) wurden von Jugendfeuerwehrmitgliedern, aktiven Feuerwehrangehörigen und den Mitgliedern der Realistischen Unfalldarstellung sehr realitätsnah in Szene gesetzt. Die Mimen waren zum Teil heftig blutend geschminkt und machten beim Eintreffen der Hameln-Pyrmonter Einsatzkräfte durch lautes Schreien und heftiges Winken auf sich aufmerksam. Die Frauen und Männer der Kreisbereitschaft Ost ließen sich davon nicht beirren, beruhigten die in Not geratenen Schüler und Lehrer und unternahmen gezielte Anstrengungen, die Personen aus dem Gebäude und von den Flachdächern zu retten. 

 

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Bei 44 Atemschutzgeräteträgern war es jedoch nicht möglich, alle zu rettenden Personen aus einer Hand in die Verletzten-Sammelstelle im gegenüberliegenden Gebäude zu bringen. Die Zugführer änderten daraufhin ihre Taktik und ließen die Atemschutzträger die geretteten Personen nur aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich (Rauchgrenze) bringen, wo sie von anderen Kameraden ohne Atemschutz übernommen und patientengerecht zur Sammelstelle getragen oder geführt wurden. Insgesamt wurden so 64 Personen aus dem Gebäude gerettet, was eine große Belastung für jeden einzelnen Atemschutzträger bedeutete. Die Realistische Unfalldarstellung hörte an dieser Stelle jedoch nicht auf: teilweise benahmen sich die Patienten
(originalgetreu) eigenartig, wollten wieder in das brennende Gebäude zurückrennen, andere schrieen lauthals weiter, wiederum andere lachten hysterisch. Insgesamt sorgte dieses im wirklichen Einsatz vorkommende Verhalten für eine beklemmende Atmosphäre an der Einsatzstelle. 

 

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Die gestellten Aufgaben wurden von den Mitgliedern der Kreisfeuerwehrbereitschaft sachgerecht und in einer angemessenen Zeit erfüllt, so dass die Übungsleitung mit der Durchführung sehr zufrieden war.
Bereitschaftsführer Küllig betonte zudem, dass die patientengerechte Erstversorgung sicherlich bei dem einen oder anderen Feuerwehrmitglied abrufbar sei, aber im wesentlichen die Kenntnisse aus dem Erste-Hilfe-Niveau vorhanden wären. Hieran gelte es insgesamt zu arbeiten, so Küllig.

 

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Nach diesem im Wortsinn aufregenden Übungsszenario wurden die Einsatzkräfte von der Versorgungsgruppe der Kreisfeuerwehr Hameln-Pyrmont mit leckeren Nudeln und Bolognese-Sauce verpflegt. Bei der anschließenden Kameradschaftspflege konnte der Übungsverlauf noch einmal Revue passiert werden lassen.

Zur Nachtruhe begaben sich die Einsatzkräfte dann in die Aula der KGS, wo jeder auf den mitgebrachten Feldbetten oder Luftmatratzen mehr oder weniger Schlaf abbekam. Am darauf folgenden Morgen startete die Bereitschaft um 06:00 Uhr mit einer „Aufwachübung“ in den Tag.



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In einem nahe gelegenen Altenheim waren in der Übungsannahme drei Bewohner abgängig, die in einem angrenzenden Waldstück vermutet wurden. Die Aufgabe für die Kreisbereitschaft: die Bewohner auffinden und wieder zurück bringen.
Wie bei jeder Suche gab es auch hier eine 50:50 Chance an der richtigen oder der falschen Stelle anzufangen. Für zwei der Personen traf Bereitschaftsführer Küllig die richtige Entscheidung und die Personen konnten schnell gefunden werden. Bei der dritten Person half „Kommissar
Zufall“: ein Feuerwehrkamerad musste austreten und tat das in guter Manier hinter einem Baum. Die dritte vermisste Person (mit einem Fleckentarnanzug auf dem Boden liegend) konnte nur durch eine geschickte Drehung dem Strahl ausweichen, musste dadurch jedoch seine Position verraten. Somit waren alle drei „Heimbewohner“ in rekordverdächtiger Zeit gegen 07:15 Uhr gefunden.

Nach diesem schnellen Start in den Tag rückte die Bereitschaft wieder in die bekannten Räume der KGS ein. Da die Versorgungsgruppe erst auf 08:30 Uhr für das Frühstück bestellt war entstand hier eine kleine Pause, die von einigen noch für ein kurzes Nickerchen genutzt wurde. Um so herzlicher war der Empfang für die Kameraden, als der Küchenwagen dann zur verabredeten Zeit auf den Hof einbog. Am Zustand der Ladung konnte jeder erkennen, dass sich die Versorgungsgruppe wirklich beeilt hatte, um noch etwas früher da zu sein.



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Mit leckerer Wurst, Käse, verschiedenen Marmeladen sowie Kaffee und Tee sollten die Lebensgeister der Einsatzkräfte wieder geweckt werden.  Einzig die Aufbackbrötchen sorgten bei vielen Kameraden für Irritationen. In Konsistenz und Geschmack geht doch nichts über ein frisches Brötchen, das bei den umliegenden Bäckern hätte vorbestellt werden können. Allerdings musste ein gewisses Budget eingehalten werden und wenn das - wie geschehen - in die hervorragenden Hauptgerichte investiert wurde, sollte man auch mal ein Aufbackbrötchen akzeptieren.

Nachdem alle in Ruhe gefrühstückt hatten, wurde gegen 09:30 Uhr die Lagebesprechung für die abschließende Übung durchgeführt: Angenommen wurde ein Waldbrand in der Nähe von Hemmingen. Die Kreisbereitschaft hatte die Aufgabe, eine Brandausbreitung auf zwei im Wald liegende Häuser bzw. angrenzende Felder zu verhindern.

Bereitschaftsführer Thomas Küllig teilte daher den Zugführern folgende Aufgaben zu: Der 1. Zug (Fachzug Wassertransport) sollte mit den Tanklöschfahrzeugen im Pendelverkehr Wasser aus einem Hydranten bei Wilkenburg herbeischaffen und gemeinsam mit dem 4. Zug (Fachzug Wasserförderung 8er) die Brandbekämpfung und Riegelstellung am südlichen Haus aufnehmen. Der 2. Zug (Fachzug Wasserförderung 16er) war für die Brandbekämpfung nördlich und östlich des Waldes eingeteilt, während der 3.
Zug  (Fachzug Wasserförderung 8er) das Wasser aus einem See heranführen sollte.



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Die größte Herausforderung war die Wasserförderung für den 3. Zug, da für den Löscherfolg eine doppelte B-Leitung über eine Länge von 900 Metern zu verlegen war. Zudem befand sich der See hinter der vielbefahrenen Landesstraße L 389, die es zu überqueren galt. Die Männer und Frauen um Zugführer Herbert Kunze mussten an diesem Vormittag viele Schläuche verlegen und kuppeln. Zunächst reichte die geförderte Wassermenge dem 2. Zug nicht ganz aus, nachdem aber weitere Verstärkerpumpen auf dem Weg dazwischengebaut wurden, konnte auch genügend Wasser gefördert werden. Die "künstlerische Freiheit" wie die Übungsleitung es nannte, an der Wasserentnahmestelle mit nur einer statt der erwarteten zwei Pumpen zu arbeiten, führt wohl dazu "das die Pumpe heute Nacht im Feuerwehrhaus noch etwas nachglüht" wie ein Kamerad aus Hemmingen bemerkte. Davon abgesehen wurde die Leitung in einer angemessenen Zeit an den 2. Zug an der vereinbarten Stelle übergeben, so dass hier ein voller Erfolg gesichert war.

Der 4. Zug legte eine B-Leitung aus Arnum über 720 Meter selbst und nahm dann die Brandbekämpfung an der süd-westlichen Ecke des Waldes auf. Das Wasser für die Brandbekämpfung und Riegelstellung des 1. Zuges am Haus wurde durch den Pendelverkehr der Tanklöschfahrzeuge des Zuges zugeführt. Bei der Wasserentnahmestelle für den Pendelverkehr hatten sich die Kameraden zunächst einen Hydranten ausgesucht, der mitten auf der Straße am Wendepunkt lag. Das war etwas ungünstig, weil die Tanklöschfahrzeuge immer vorsichtig darum herum manövrieren mussten. Nachdem jedoch in unmittelbarer Nähe ein Hydrant auf einem Grünstreifen entdeckt wurde, nahm der Pendelverkehr zügig an Fahrt auf und wurde über einen 5000-Liter-Faltbehälter gepuffert.

Abschließend waren sowohl die Übungsbeobachter, als auch Übungs- und Einsatzleitung mit den gezeigten Leistungen der Kameraden der Kreisfeuerwehrbereitschaft Ost sehr zufrieden. Alle Aufgaben wurden in einer deutlich kürzer als erwarteten Zeit erledigt und die geforderte Wassermenge an die jeweiligen Einsatzorten zur Verfügung gestellt. Thomas Küllig brachte es gegenüber der Lokalpresse auf den Punkt: "Die Zusammenarbeit und die Kommunikation untereinander hat hervorragend geklappt. Nur so ist diese tolle Teamleistung möglich. Dafür möchte ich mich bei allen Beteiligten bedanken"

Ergänzt ein Feuerwehrmann aus dem Hintergrund:"Kameradschaft war klasse, Übung war klasse und das Essen war klasse. Wenn ich dann noch heute morgen ´ne Dusche gehabt hätte, wäre es ein perfektes Wochenende gewesen."

 

Bericht und Bilder: Jörg Grabandt
Medienbetreuer der Kreisfeuerwehr Hameln-Pyrmo